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Online-Vortrag
Michael Gerland und Jens Genehr:
Titel: Psychologie der Radikalisierung aus systemischer Perspektive
Inhalt: vor allem um drei Fragestellungen:
Anmeldungen sowie weitere Informationen unter info@i-unito.de
Online-Vortrag
Dr. Nils Schuhmacher und André Taubert
Titel: Evaluation als Verkaufsargument oder als Mittel der Praxisentwicklung?
Zur Evaluation von Präventionsprogrammen am Beispiel der Fach- und Beratungsstelle Legato in Hamburg
• Dienstag, 25. August 2020, 15.00 - 16:45 Uhr
Inhalt: Evaluation sollte selbstverständliches Mittel der Praxisentwicklung sein. Für Angebote der "tertiären" Prävention, wird - wie für Angebote der
Prävention im Allgemeinen - auch zunehmend der Ruf nach Wirkungsevaluationen laut. Die Forderung steht im Zusammenhang mit einer bestimmten Idee von Erfolg, aber auch mit einer bestimmten Idee
darüber, was eine sinnvolle Verwendung von Steuergeldern ist.
Dabei stehen zwei Grundfragen im
Vordergrund:
1. “Wirken die Maßnahmen überhaupt?”
Nicht nur aus systemtheoretischer Perspektive "wirkt" zunächst einmal jede Art der Intervention in soziale Systeme. Andererseits ist jede Prävention eine Intervention in soziale Systeme. In der
Konsequenz müssten die Fragen nach dem "wie und wohin wird gewirkt?" eher gestellt werden, als die die Fragen nach dem "ob".
2. “Wie sehr wirken Maßnahmen?”
Individuen als Zielgruppe von Prävention (wie auch von sozialer Arbeit im Allgemeinen) sind permanent von unterschiedlichster Seite beeinflusst. Findet ein politischer Paradigmenwechsel bei jemandem
statt, kann dieser / diese oft nicht einmal selbst abschließend bestimmen, was oder wer dafür verantwortlich war - unabhängig davon, dass alles im Zusammenwirken von Lebenssituation, erlebter
sozialer Interaktion, Medienkonsum u.v.m. passiert. Wie also einen halbwegs unabhängigen Wirkfaktorgrad von Prävention messen?
Radikalisierungsprävention (wie auch die soziale Arbeit im Allgemeinen) gewinnt durch den Einfluss von zunehmender Privatisierung und entlang zunehmender Konkurrenz meist nur "scheinbar" an Qualität.
Evaluation unter dem Einfluss von Profitstreben und Konkurrenzdenken läuft Gefahr, zum Verkaufsargument degradiert zu werden. Projekt- und Praxisentwicklung steht als zentrales Ziel von Evaluation
dagegen dann schnell im Hintergrund. In Ländern, wo Präventionsarbeit schon oder schon immer in "privater" Hand ist, bekommt man gerne viele bunte Bilder präsentiert. Evaluation von Programmen wird
dann hier und da zum Teil einer Verkaufsveranstaltung und politische Entscheidungsträger laufen am Ende Gefahr, sich mit des Kaisers neuen Kleidern zu schmücken. Fragt man die Akteurinnen und Akteure
vor Ort, blicken diese allerdings fast von überall her mit Neid auf die gut funktionierende, zivilgesellschaftlich und gemeinnützig organisierte und am Ende fachlich hochwertige Arbeit in Deutschland
und schreibt dies auch einem hiesigen fehlerfreundlichen Umgang mit Evaluation und Wirksamkeitsmessungen zu.
In dem Dialogvortrag diskutieren die beiden Referenten André Taubert (Legato) und Dr. Nils Schuhmacher (Universität Hamburg) die Erfahrungen "ehrlicher" Evaluation, die Chancen der Praxisentwicklung
durch Evaluation und die Grenzen so genannter Wirkungsevaluationen.
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Online-Vortrag
Michael Kiefer:
Titel: Das Konzept der "Wachsamen Sorge" in schulischen Kontexten
Inhalt: Neben den Methoden aus der systemischen Beratung erweisen sich Handlungskonzepte des Tel Aviver Psychologen Haim Omer als hilfreich in der Praxis der Radikalisierungsprävention. Im Umgang mit „schwierigen“ Kindern und Jugendlichen wurde in den vergangenen Jahren insbesondere das Konzept der „neuen Autorität“ erprobt. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, „dass die Idee der Macht durch Autorität“ unausweichlich zu „verschiedenen Arten von Katastrophen“ führen kann (Hawellek 2016: 9f). An die Stelle der alten Autorität, die wesentlich durch Machtausübung gekennzeichnet ist, „tritt eine neue Autorität durch Beziehungsarbeit, die Erwachsene wie Kinder in ihren Stärken anspricht und verbindet“ (Hawellek 2016: 10). Wesentlich in der pädagogischen Beziehungsarbeit ist „Achtung, Beachtung, Achtsamkeit“ und „Würde“ (Hawellek 2016: 10). Der pädagogische Alltag soll gekennzeichnet sein von einer „mutig gelebten Beziehungsethik“ (Hawellek 2016: 10). Deutlich sichtbar wird diese Beziehungsethik im Konzept der „Wachsamen Sorge“, das zunehmend in schulischen Kontexten Verwendung findet (Omer 2016). „Wachsame Sorge“ ist ein flexibles Konzept, das drei verschiedene Grade von Fürsorge definiert (Omer 2016: 14):
Der Vortrag von Michael Kiefer stellt das Konzept der „Wachsamen Sorge“ vor und zeigt an Fallbeispielen, wie eine erfolgreiche Umsetzung aussehen kann.
Hawelleck, Christian (2016): Vorwort zur deutschen Ausgabe, in: Omer, Haim; von Schlippe, Arist: Stärke statt Macht. Neue Autorität in Familie, Schule und Gemeinde, Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen. Omer, Haim (2016): Wachsame Sorge. Wie Eltern ihren Kindern ein guter Anker sind, Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen.
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